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Kunst- und Kulturvermittlung im Archiv - Historische Bildungsarbeit und Archivpädagogik

Marion R. Gruber


Archive bieten in einer globalisierten, für viele oft unüberschaubaren Welt, Orientierung historischer Zusammenhänge und werden als Lernort immer bedeutsamer. Vermittlungs- und Bildungsarbeit wird zunehmend als wichtige Aufgabe der Archive begriffen und somit historische Bildungsarbeit wie Archivpädagogik als zentraler Bestandteil der Archivarbeit definiert.

Die Entwicklung des Archivs zum außerschulischen Lernort zeigt sich erst seit der 2. Hälfte des 20. Jahrhunderts. Dafür waren starke Veränderungen im Selbstverständnis der Archive verantwortlich und die veränderten Auffassungen vom schulischen Lernen. Der gestiegene Stellenwert historischer Quellen für den Geschichtsunterricht war ebenfalls eine der Ursachen und Voraussetzungen für diese Entwicklung. (Vgl. Lange und Lux 2004)

Durch die Sicherung des Kulturguts aus archivischer Überlieferung und das Ermöglichen dessen Zugangs, erfüllen Archive eine wichtige gesellschaftliche Aufgabe. Ziel der Leistungen und Angebote des Archivs ist es, die Institution als Kompetenzzentrum zu präsentieren und einen Beitrag zu leisten, Informationen, Kenntnisse und Wissen über die Gesellschaft und ihre Bürger sowie der Archivarbeit zu vermitteln.

Dies umfasst ein weites Spektrum an Bildungsangeboten und ist eine der Grundlagen der modernen Archivarbeit. Zu diesen Aktivitäten gehören Öffentlichkeitsarbeit, Publikationen, Ausstellungen und Präsentationen, Archivführungen ebenso wie themenbezogene, regelmäßige Veranstaltungen zur Einführung in die Nutzung der Archivarbeit oder Vortrags- und Fachveranstaltungen.

Besonders von Schulen wird die Möglichkeit der Auseinandersetzung mit Geschichte durch die im Archiv befindlichen Quellen genutzt. Für diese bieten ArchivpädagogInnen entsprechend dem Alter und der Bildungsvoraussetzungen der SchülerInnen angepasste Angebote zur Wissensvermittlung an. (Vgl. Conrad 2004)

Archivpädagogik zeichnet sich durch eine enge Verbindung zwischen den Institutionen Schule und Archiv aus und bezeichnet die Entwicklung spezieller Angebote, um die Zusammenarbeit von Schule und Archiv zu fördern. Ziel ist es dabei, das Archiv als außerschulischen Lernort zu etablieren und Unterrichtseinheiten im Archiv oder Präsentationsmodelle für den Unterricht zu entwickeln.

Historische Bildungsarbeit wendet sich hingegen an außerschulische Zielgruppen. Durch die historische Bildungsarbeit soll das professionell ausgewertete Kulturgut und die daraus gewonnenen Erkenntnisse sachverständig bestimmten außerschulischen Zielgruppen wie bspw. Vereinen, aber auch dem breiten Publikum vermittelt werden. (Vgl. Lange und Lux 2004)

Die Zusammenarbeit mit Bildungseinrichtungen sowie Vereinen ist in der Archivpädagogik und der historischen Bildungsarbeit sehr wichtig. Erst Ausstellungen, Filmreihen oder Führungen durch die Dienststellen, Magazine, Funktionsräume und Benutzersäle tragen dazu bei, das historische Interesse der Öffentlichkeit zu wecken. Das Archiv bietet somit Möglichkeiten, die archivarische Arbeit kennen zu lernen und ermöglicht die Begegnung mit authentischen Zeugnissen der Geschichte.

Der Lernort Archiv kann aber nur mit Hilfe, der Beratung und der Unterstützung der Archivare/Archivarinnen genutzt werden. Deshalb kommt der personalen Vermittlungs- und Bildungsarbeit im Archiv eine bedeutende Rolle zu.

Immer häufiger wird mediale Vermittlungs- und Bildungsarbeit im Archiv thematisiert und umgesetzt. Einige Archive bieten über das Internet Informationen über Kunst- und Kulturgüter der breiten Öffentlichkeit an. Beispielsweise können über Kunstkataster: online, der Tiroler Kulturgüter-Datenbank, umfangreiches Bild- und Informationsmaterial zu Tiroler Kulturgütern aus verschiedenen Jahrhunderten abgerufen werden.

Ad fontes ist ein E-Learning-Angebot des Historischen Seminars der Universität Zürich für Archivbesucher und solche, die es noch werden wollen. Vornehmlich richtet sich dieses online Lernangebot an Studenten der Geschichtswissenschaft und verwandter Fächer, aber auch an interessierte Laien. Die nötigen Kompetenzen für die Arbeit mit handschriftlichen Quellen können dort anhand von Beispielen aus dem Stiftsarchiv Einsiedeln erlernt werden.


Literatur

Conrad 2004:
Conrad, Horst; Archivische Öffentlichkeitsarbeit; In: Reimann, Norbert (Hrsg.); Praktische Archivkunde. Ein Leitfaden für Fachangestellte für Medien- und Informationsdienste. Fachrichtung Archiv; Münster; 2004; Seiten 251-260.

Lux und Lange 2004:
Lange, Thomas und Thomas Lux; Historisches Lernen im Archiv; Schwalbach/Ts; 2004.


Abbildungshinweis

Fotos: Stadtarchiv Innsbruck.
Beide Urkunden sind von Herzog Rudolf IV. aus dem Jahr 1363, Stadtarchiv Innsbruck.


Zitierhinweis

Gruber, Marion R.; Kunst- und Kulturvermittlung im Archiv - Historische Bildungsarbeit und Archivpädagogik; http://kukuk.lo-f.at/guber-archivpaed.html; Zuletzt geändert am: 30.3.2006.

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