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Die Digitalisierung der Urkunden des Vorarlberger Landesarchivs

Manfred Tschaikner, Vorarlberger Landesarchiv


Das Institut zur Erforschung und Erschließung kirchlicher Quellen mit Sitz in St. Pölten ließ in den letzten Jahren weit mehr als 100.000 Urkunden verschiedenster geistlicher – und mittlerweile auch weltlicher – Institutionen digitalisieren. Die qualitativ hochwertigen Abbildungen sind im Internet unter der Adresse www.MOnasteriuM.net als virtuelles Archiv kostenlos abrufbar. Auf Grund der Verknüpfungen mit den entsprechenden Metadaten (Regesten, Transkriptionen, diplomatische Beschreibungen usw.), mit der Sekundärliteratur sowie mit einem Personen-, Orts- und Sachindex, aber auch durch ihre überregionale und übernationale virtuelle Zusammenführung wurden die Urkunden, die gewöhnlich nur schwer zugänglich waren, der Forschung, dem Studium und dem Unterricht auf optimale Weise als wertvolle Geschichtsquellen und Kulturzeugnisse neu erschlossen. Die Finanzierung des Projekts unter Leitung des St. Pöltner Diözesanarchivars Dr. Thomas Aigner erfolgte durch das Bundesministerium für Unterricht, Kunst und Kultur, durch die Europäische Union sowie durch weitere nationale und private Geldgeber. (Abbildung: Alfons Gmeiner und Manfred Tschaikner mit Urkunde 2008, Quelle: Vorarlberger Landesarchiv)

Unabhängig vom Projekt www.MOnasteriuM.net begann das Vorarlberger Landesarchiv im Juli 2003 unter Leitung von Dr. Manfred Tschaikner mit der Vereinheitlichung und Digitalisierung seiner Urkundenregesten (= Inhaltsangaben und Beschreibungen), die im Verlauf des 19. und 20. Jahrhunderts von etlichen Archivaren in unterschiedlicher Form angelegt worden waren. Gleichzeitig wurde der Bestand von etwa 10.000 Urkunden in säurefreie Umschläge umgelagert, neu etikettiert und zum Teil auch neu geordnet. Erfreulich war zudem die Aufstockung des Bestandes um 346 zum Teil wertvolle Urkunden aus dem Bludenzer Stadtarchiv. Vom März 2005 an präsentierte das Vorarlberger Landesarchiv die ständig erweiterte Liste seiner digitalen Urkundenregesten auf seiner Homepage www.landesarchiv.at, bis der Öffentlichkeit schließlich im Sommer 2007 das vollständige Verzeichnis zur Verfügung stand.


Screenshot der Homepage MOnasteriuM.net (Abbildung: MOnasteriuM.net)

Einige Zeit davor hatte Dr. Aigner die Digitalisierung der zahlreichen Urkunden des 1806 aufgehobenen Benediktinerklosters Mehrerau angeregt. Da von Seiten des Vorarlberger Landesarchivs großes Interesse bestand und ohnehin eine Ausweitung des Urkundenprojekts auf nicht-kirchliche Bestände vorgesehen war, wurde auf einer Sitzung des Konsortiums Monasterium in Wien im Mai 2006 sogar die Digitalisierung sämtlicher kirchlicher und weltlicher Urkunden ins Auge gefasst. Die Umsetzung der Pläne ließ nicht lange auf sich warten. Vom Februar bis Mai 2007 scannte der Student Daniel Jeller aus Lienz im Auftrag des Instituts zur Erforschung und Erschließung kirchlicher Quellen mit Unterstützung durch Angelika Pichler das gesamte Urkundenmaterial. Das Ergebnis bildeten beinahe 23.000 Abbildungen. Diese wurden in einem nächsten Schritt von Andreas Kresser, einem Mitarbeiter des Vorarlberger Landesarchivs, auf optimale Größen zugeschnitten und anhand eines AUGIAS-Programms mit den Urkundenregesten verknüpft.

Das Vorarlberger Landesarchiv verfügt nach dem Abschluss des Projekts im April 2008 in Form einer offiziellen Präsentation als erstes Archiv eines Bundeslandes über allgemein zugängliche Digitalisate seines gesamten Urkundenbestandes vom ältesten Exemplar aus dem Jahr 1139 bis zum jüngsten Dokument von 1994. Nach der Verfilmung der Urkunden in den Neunzigerjahren, mit der modernen Sicherheitsanforderungen entsprochen wurde, nützt das Vorarlberger Landesarchiv nun die technischen Möglichkeiten in Form der Internet-Präsentation seiner Urkunden, um den neuen Informationsstandards gerecht zu werden. Die Digitalisate werden über die Internetadresse www.MOnasteriuM.net abrufbar sein.

März 2009
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