Reto Marti, stellvertretender Kantonsarchäologe Basel-Landschaft und Jörg Hampe, Leiter zentrale Dienste, Liestal
In der Archäologie Baselland und im Museum.BL wird ADAM, das Administrations- und Dokumentationssystem für Archäologie und Museum, zur Erfassung der Grabungsfunde und Sammlungsbestände eingesetzt. Mit diesem System stehen alle relevanten Informationen zur weiteren Bearbeitung, wissenschaftlichen Auswertung und Publikation schnell und dauerhaft zur Verfügung. Geplant ist auch eine Anbindung des Gesamtsystems an ein Webinterface, das die reichhaltigen Sammlungsbestände und Dokumente der Archäologie Baselland und des Museum.BL für Interessierte online zugänglich macht. Dieser Beitrag zeigt, wie von einem Digitalisierungsprojekt ausgehend, Potentiale für Kunst- und Kulturvermittlung erschlossen werden.
Eine der Herausforderungen der Archäologie ist der Umgang mit grossen Fundmassen. Anders als etwa in einer musealen Kunstsammlung steht weniger die umfassende und tiefgründige Beschreibung eines einzelnen Objekts im Vordergrund - dies manchmal auch -, sondern ein möglichst effizienter Umgang mit den Tausenden von Keramikscherben, Steinwerkzeugen, Knochen usw. Wen wundert es, dass man in der Archäologie schon früh zum Computer gegriffen hat, um seine Sammlungen in den Griff zu bekommen.
Nach einer Pionierphase, in der man vor allem Fund- und Fundstellen-Inventare per Computer erfasst hat, ging die Archäologie Baselland vor rund 10 Jahren dazu über, die Dokumentation bereits im Feld, während der Ausgrabungen, in einer elektronischen Datenbank zu erfassen. Dies brachte den Vorteil, dass die Informationen in einer einheitlichen Struktur abgelegt wurden, dass die darauf beruhenden Grabungsberichte stets in der gleichen Form erfolgten, und vor allem auch, dass weitere Daten, die nach der Grabung - etwa bei der Inventarisierung - anfielen, nahtlos in das bestehende System eingefügt werden konnten. Diesen Ansatz haben wir im laufenden Jahr nun mit ADAM konsequent weiter verfolgt.
ADAM, das Administrations- und Dokumentationssystem für Archäologie und Museum, basiert auf der Museumssoftware IMDAS Pro, einem Produkt der Joanneum Research. Dies ist eine weitgehend staatlich getragene Forschungseinrichtung mit Sitz in Graz, die unter anderem neue Technologien der Informatik erarbeitet. Dort hat sich ein Team von Spezialisten das Ziel gesetzt, ein Informationsmanagement-System auf der Basis modernster Datenbanktechnologien zu entwickeln. Was ursprünglich für die Verwaltung von Daten aus dem Museumsbereich gedacht war, hat sich in den letzten Jahren - nicht zuletzt unter der tatkräftigen Mithilfe unserer Kolleginnen und Kollegen der Römerstadt Augusta Raurica - zu einem umfassenden Verwaltungssystem für die Bereiche Archäologie und Museum gemausert. Neben der Dokumentation von Grabungen und dem Erfassen von Sammlungsobjekten gibt es darin unter anderem Module für das Leihwesen, die Objektrestaurierung oder die Adressverwaltung. Auch die Massenerfassung von Funden ist nun endlich möglich.
Beispiel einer Datenerfassungs-Maske in ADAM. Sämtliche Daten von der archäologischen Stätte bis zum einzelnen Fundobjekt sind miteinander verknüpft (Abbildung: J. Hampe)
Da diese Bereiche bis anhin - wenn überhaupt - mit verschiedenen, inkompatiblen Programmen bearbeitet wurden, musste man verschiedene Daten mehrfach führen, was logischerweise mit mehr Aufwand und einer grösseren Fehleranfälligkeit verbunden war. Auch die Recherche gestaltete sich zuweilen enorm aufwendig. Gerade in den Schnittstellenbereichen zwischen Ausgrabung und Fundrestaurierung, Ausgrabung und Fundinventarisation, Fundverwaltung und Leihwesen wird die neue Software, die nun alles unter einen Hut bringt, zu einer enormen Leistungssteigerung führen.
Aktuelle Grabungen, Fundkomplexe und Funde werden bereits im Feld elektronisch per Notebook und Kamera im mobilen ADAM dokumentiert und via Checkin/Checkout-Funktionalität bei nächster Gelegenheit mit dem zentralen Server synchronisiert. Damit stehen der Fundabteilung, der Restaurierung/Konservierung, der Archiv- und Dokumentationsstelle sowie der wissenschaftlichen Leitung enorm schnell alle relevanten Informationen zur Verfügung, um ihrerseits in ADAM die weiteren Schritte bis hin zur wissenschaftlichen Auswertung und Publikation kollaborativ umzusetzen. Kein anderes Softwareprodukt kann derzeit die Bedürfnisse aus genau den Bereichen unserer Hauptabteilung Archäologie und Museum gleichermassen gezielt abdecken.
Eine sorgfältige Bestandesaufnahme ist der erste Schritt bei der Einführung eines neuen EDV-Systems (Abbildung: J. Hampe)
Im Jahr 2006 ging es zuerst einmal darum, die zukünftigen Strukturen zu definieren, die den neuen Lösungsansätzen gewachsen sind. Dann galt es, die in den letzten rund 20 Jahren angewachsenen Datenbestände zu vereinheitlichen, zu bereinigen, zusammenzuführen und in eine ADAM-taugliche Struktur zu bringen. Diese Arbeiten sind mittlerweile erledigt ebenso wie die Gestaltung aller wesentlichen Masken und Druckvorlagen. Das System ist nun seit kurzem im Echteinsatz und die ersten Auswertungen in ADAM bescheinigen uns eine hervorragende Datenqualität.
Ein Schwerpunkt im Jahr 2007 ist es, ADAM um die umfangreichen Sammlungen des Museum.BL zu erweitern und zusätzliche Möglichkeiten einzubauen, um auch komplexere Leihvorgänge, wie sie etwa im Bereich der Kunstsammlung anstehen, abwickeln zu können. Auf diese Weise wird ADAM zum Fundament für ein vom Museum.BL und der Archäologie gemeinsam getragenes strategisches Projekt, das die Sammlungen mit ca. 1,8 Mio Objekten und ihre Erschliessung zum Thema hat. Damit werden wir die gestiegenen Anforderungen an Qualität, Effizienz und Zukunftsorientierung, die heute diesbezüglich an ein kantonales Museum und eine kantonale archäologische Fachstelle gestellt werden, erfüllen.
Zukünftig ist eine Anbindung des Gesamtsystems an ein Webinterface geplant, so dass Interessierte, Wissenschaftler oder Partnerinstitutionen über die Homepage problemlos in den reichhaltigen Sammlungsbeständen und Dokumenten recherchieren können.