J. Georg Friebe, c/o inatura Erlebnis Naturschau GmbH, Dornbirn
Das Drachen-Bestiar ist eine im Laufe der Zeit gewachsene Webseite. Sie bietet seit 1996 reichhaltige Informationen, Bildmaterial und vor allem das Wissen über Drachen. Dieses Projekt demonstriert, was mit geringen Mitteln geleistet und als Praktiker ohne große IT-Kenntnisse realisiert werden kann. Denn viele scheitern schon beim ersten Schritt: Sie trauen sich nicht zu, selbst aktiv zu werden und ihre Ideen umzusetzen.
(Foto: J. G. Friebe)
Der hartherzige Bauer hat den Bettler von der Tür gewiesen - im Starkregen kehrt er wieder und führt einen Drachen an der roten Leine mit sich. Mit seinem Schwanz häuft der Drache Murschutt über des Bauern Haus. So erklärt die Sage einen auffallenden Hügel am Ortsrand von Bezau / Vorarlberg. Drachen entstehen an entlegenen Orten, wo niemals eine Menschenseele hinkommt und nur Raubvögel ihre Beute verschlingen. Doch die Samen der erlegten Tiere vermischen sich, und in Höhlen, der kalten Gebärmutter von Mutter Erde, reifen Drachen aus dem Samengemisch. So erklärten Wissenschaftler des frühen 18. Jahrhunderts die Entstehung der unmöglichen Tiere.
Drachenmarken aus Vietnam - Ersttagsbrief vom 03.09.1952 (Foto: J. G. Friebe)
Drachen faszinieren, und meine Faszination für Drachen hat ihre Wurzeln in der Wissenschaftsgeschichte - der Erklärung von "figurierten Steinen", den Versteinerungen, in Wissenschaft, Sage und Volkswissen. Im Museumsmenschen keimte die Idee, mein Wissen um Drachen weiter zu geben, nicht in einer konventionellen Ausstellung, sondern als "virtuelles Museum" in den unergründlichen Weiten des World Wide Web.
Der Beginn des Drachen-Bestiars fällt zusammen mit dem ersten Internet-Auftritt der Vorarlberger Naturschau (heute: inatura - Erlebnis Naturschau Dornbirn). Meine private "etwas andere Drachenseite" (so der damalige Name) diente nach Dienstschluss als Experimentierfeld, um mich als künftiger Webmaster des Museums mit HTML vertraut zu machen. Ein Gratis-Server war schnell gefunden, doch der Speicherplatz war limitiert. Entsprechend spärlich waren die Abbildungen: Texte dominierten. Später wurde mehr Speicherplatz freigegeben, und die Texte konnten zunehmend mit Bildern unterlegt werden. Zunächst waren es historische Stiche und Holzschnitte, später kamen eigene Fotos sowie Drachendarstellungen auf ephemerer Alltagsgrafik hinzu. Reine Bilderstrecken wurden möglich, als die Website auf eine eigene Domain übersiedelte.
Das Drachen-Bestiar ist eine im Laufe der Zeit gewachsene Website. Es gibt kein ausgefeiltes Konzept, keinen Roten Faden. Die Klammer, die alles zusammen hält, ist der Wunsch, mein Hobby mit Anderen zu teilen, meine Drachensammlung zumindest virtuell und in Teilen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Lediglich ein Grundprinzip wurde - neben dem einheitlichen Layout - eingehalten. Jede einzelne Seite soll eindeutig identifizierbar und frei verlinkbar sein. Daher wurde im Drachen-Bestiar auf Frames verzichtet: Webdesigner und Museumspädagogen mögen dem Drachen-Bestiar mit gemischten Gefühlen entgegen treten. Die Museumswebsite von heute bevorzugt kleine Wissensportionen, die vernetzt präsentiert werden. Lange Texte haben ebenso ausgedient, wie lineare Strukturen. Mit Layout-Tabellen entspricht das Drachen-Bestiar sicher nicht den strengen Richtlinien für eine barrierefreie Website. Auch das Auswahl-Menü kann eine Barriere darstellen. Das Script wird inzwischen von einigen Browsern (fälschlich) als Sicherheitsrisiko eingestuft und blockiert - hier soll in ansehbarer Zeit Abhilfe geschaffen werden.
Korrspondenzkarte der Firma Dragoco - Spezialfabrik konz. Riech- und Aromastoffe, Gerberding & Co, Holzminden (Weser), gestempelt am 15.08.1949 (Foto: J. G. Friebe)
Eine händisch programmierte Website mutet im Zeitalter von Content Management Systemen und durchgestylten Präsentationen beinahe anachronistisch an, macht aber unabhängig von teuren Designbüros. Minimale HTML-Kenntnisse genügen. Sie lassen sich im Selbststudium leicht aneignen. SELFHTML liefert das nötige Wissen.
Wenn das Drachen-Bestiar hier vorgestellt wird, dann auch um zu zeigen, dass Wissensvermittlung im WWW auch ohne grosses Budget möglich ist. Webspace und Domainhosting sind inzwischen billig genug, um auch einer Privatperson - und somit auch einem Heimatmuseum - den eigenen Webauftritt unter eigener Domain zu ermöglichen.