Andreas Rudigier, Montafoner Heimatmuseum Schruns und Montafon Archiv
Das Projekt Lesen Lernen wurde von der Hauptschule Schruns-Grüt mit dem Montafoner Heimatmuseum in Schruns durchgeführt. Die Jugendlichen sollten unter dem Motto Schätze finden und heben dazu angehalten werden, historische Schätze in Schrift und Bild bei ihren eigenen Vorfahren zu finden. Dazu wurde auch das 2002 neu eingerichteten Montafon Archiv im Montafoner Heimatmuseum genutzt. Ziel dieses Projekts war die Verbesserung der Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern. (Foto: Andreas Rudigier)
Das Bundesministerium für Bildung, Unterricht und Kultur hat jüngst Förderbeiträge für Schulprojekte genehmigt, die im Sinne der Verbesserung der Lesekompetenz von Schülerinnen und Schülern konzipiert werden sollten. Als pädagogisch wertvoll eingestuft wurde dabei jenes Projekt, welches die Hauptschule Schruns-Grüt in Kooperation mit dem Montafoner Heimatmuseum eingereicht hatte. Die Jugendlichen sollten unter dem Motto Schätze finden und heben dazu angehalten werden, historische Schätze in Schrift und Bild bei ihren eigenen Vorfahren wie auch im 2002 neu eingerichteten Montafon Archiv im Montafoner Heimatmuseum zu finden.
Der erhoffte Nutzen dieses Projekts wurde auf verschiedenen Ebenen erwartet: Durch das Lesen alter Dokumente sollten die Kurrent- und altdeutsche Schrift erlernt und gleichzeitig die Inhalte spannender Begebenheiten früherer Zeiten erschlossen werden. Das Ausbrechen aus der gewohnten schulischen Umgebung und das Eintauchen in die alten Gemäuer des Heimatmuseums wurden als dienlich für die Erhöhung der Lernmotivation der Schülerinnen und Schüler erkannt. Darüber hinaus konnten auf diese Weise wertvolle historische Dokumente aus privatem Besitz gehoben werden, die künftig (in Kopie) das Montafon Archiv bereichern. (Foto: Montafon Archiv) Im Umgang mit den gewählten Themen legten die Projektverantwortlichen auch Wert darauf, andere Facetten historischen Schrifttums zu betrachten. Dazu gehören etwa die immer seltener werdenden Inschriften an privaten und öffentlichen Gebäuden. Besonders spannend war dabei die Entdeckung von früheren Geheimschriften in Form von Chronogrammen. Andererseits lernten die Jugendlichen auch das Vergolden von Initialen und das Binden von kleinen Handbüchern (wie im gegenständlichen Fall zur Montafoner Sagenwelt).
Die Schülerinnen und Schüler brachten in großen Mengen schriftliche und bildliche Schätze von ihren Vorfahren mit in die Schule, die dort von Mitarbeitern des Heimatmuseums begutachtet wurden. Darunter befand sich auch ein Liederbuch eines Montafoners aus dem ausgehenden 19. Jahrhundert, welches später im Rahmen des Projekts den mutigsten Sängerinnen und Sängern der Schule (unter fachkundiger Anleitung von Waltraud Pfefferkorn) als Vorlage diente.
Die zweite Begegnung der Schülerinnen und Schüler mit dem Heimatmuseum kam dann im Museum zustande, wo vor allem das umfangreiche Montafon Archiv zu zahlreichen spannenden Themenbehandlungen anregte. (Foto: Andreas Rudigier) Das legendäre Mordkomplott des Schrunser Bürgermeisters und seiner Liebschaft an seiner Frau von 1817 wurde von den Schülerinnen und Schülern sogar in Form eines bemerkenswerten Hörspiels (CD erhältlich!) umgesetzt.
Ein weiterer Zugang zu geschichtlichen Inhalten ergab sich für die Schülerinnen und Schüler in Form von Befragungen und Interviews. Die Schilderungen eines der letzten lebenden Schwabenkinder faszinierten und erschütterten gleichermaßen und wurden mittels Video in die Ausstellung integriert.
Apropos Ausstellung: Höhepunkt und Abschluss des Projektes war die Gestaltung einer Sonderausstellung zum Projekt, die im Montafoner Heimatmuseum unter Nutzung der Dauerausstellungsräume eingerichtet wurde. So verleitete etwa die alte Rauchküche des Museums zur Umgestaltung in eine schaurige Hexenküche, nicht ohne auf die dramatischen Ereignisse der frühneuzeitlichen Hexenverfolgungen zu verweisen. Das Hörspiel zum angesprochenen Mord erhielt in der alten Schlafstube ein authentisches Umfeld und hörte sich hier besonders gruselig an.
Am internationalen Museumstag, der 2006 ganz im Zeichen der jungen Museumsbesucher stand, wurde die Ausstellung präsentiert und von weit mehr als 200 Besucherinnen und Besuchern mit Begeisterung aufgenommen. Der Sprachwissenschaftler Arno Ruoff aus Tübingen hielt in diesem Rahmen ein Referat zum Thema Sprache - Schlüssel zur Welt.
Wenn SchülerInnen in ihrer Freizeit freiwillig das Museum besuchen, um im Archiv zu forschen, und wenn dann noch ein Schüler im Archiv ausruft: "Cool, ich möchte auch Archivar werden!", dann dürften wesentliche Ziele des Projekts erreicht worden sein.